Trotz Amazon, Trotz Thalia, Trotz Alledem! haben wir nun dieses Jahr unseren 15. Geburtstag mit vielen netten Menschen bei Sekt und Kuchen im örtlichen alternativen Zentrum gefeiert. Getreu dem Motto “ Lieber guten Text gelesen als zur affirmativen Textur verkommen! “ wurde ein literarischer Nachmittag kredenzt. An alle natürlich nochmal ein herzliches Dankeschön!
15 Jahre versuchen wir nun schon, uns als antikapitalistisches, kollektiv selbstorganisiertes Projekt, den bestehenden Verhältnissen etwas diametral entgegen zu stellen. Mit Diskussions- und Wortveranstaltungen von A wie Adorno bis Z wie Zapatistas wollen wir ein Puzzleteil im Kampf für eine emanzipatorischere Welt sein. Als Buchladenkollektiv sind wir Teil einer linken Infrastruktur, wie sie im Zuge von 1968 entstand. Und wir haben sogar Bücher drüber, die ohne den Herbst 1989 so nie erschienen wären. Und vieles mehr, was Revolutionär_innen und Hedonist_innen von damals und heute nicht kalt lässt.
Doch die Zeiten der Krise gibt es auch bei uns. Vielleicht ist es der Zahn der Zeit, der an uns nagt. 15 Jahre sind in der linken Bewegung ja schon ein stattliches Alter. Wir analysieren das noch.
Konstatieren können wir aber schon, dass es in den letzten Jahren viele persönliche wie strukturelle Veränderungen gab, welche das Projekt „Buchladen König Kurt“ beeinflussten und zu einer Kollektivschrumpfung führten.
Die Veränderungen waren nicht immer negativer Natur. Oft sind es einfach neue Lebensabschnitte gewesen, die auf das Kollektiv wirkten. Oder eine Schwerpunktverlagerung im Kampf gegen das abstrakte Böse. Wenn in Zeiten des Wandels nicht nur Leute gehen, sondern sich außerdem neue Menschen in das Projekt einbringen, verändert dies das Projekt und es wächst auch dabei. Zurzeit hängt die Waage zwischen weggehenden und dazu kommenden Menschen jedoch ziemlich schief. Dies mag unseren interessierten Kund_innen vielleicht ja schon durch die reduzierten Öffnungszeiten aufgefallen sein.
Des Weiteren stellten wir auch fest, dass das Erstarken des Buchgroßhandels der letzten Jahre für eine Regression unseres Bücherverkaufes sorgt. Als ein selbstorganisiertes Projekt schaffen wir es nicht, im Bücherdienstleistungsbereich „konkurrenzfähig“ zu sein. Wollen wir auch nicht! Wir bezahlen uns nicht für unsere Dienstleistung, sondern verwenden alle Einnahmen zur Erhaltung unseres Projekts.
Kurze Rede, langer Unsinn und ein Appell an dich. Wenn Du Lust hast, mit uns zu diskutieren, Veranstaltungen zu planen oder schon immer mal deine Nase in die hochkomplexen Funktionsmechanismen eines Buchladens stecken wolltest und dies alles auch noch kollektiv meistern willst, dann komm doch einfach bei uns im Laden vorbei und frag uns an.
Falls du aber keine Zeit haben solltest oder auch einfach keine Lust hast, bei uns mit zu gestalten, so kannst du uns aber trotzdem immer unterstützen, indem du dir deine Bücher künftig über uns kaufst. Auch wenn unsere Lieferzeiten nicht ganz den heutigen Standards entsprechen, die nächste Lesung wird es wieder gutmachen.
Wir freuen uns auf dich!
Die König_innen deines politischen Buchladenkollektivs im Hecht