Vor einer Woche, am Dienstag, den 15. Oktober 2019, wurde der Vater eines 20 Monate alten Kindes aus dem Kinderladen im AZ Conni (Conni e.V.) ohne schriftliche Ankündigung abgeschoben.
Dazu die Angestellten aus dem Kinderladen des AZ Conni: „Wir können uns dem offenen Brief aus dem Umfeld der Familie nur anschließen. Ob rechtens oder nicht, wenn innerhalb weniger Stunden eine Familie zerrissen und emotional zu Boden geschmettert wird, weil der Vater eines kleinen Kindes abgeschoben wird, dann ist das Kindeswohlgefährdung. Wir als Angestellte eines freien Trägers der Kinder- und Jugendhilfe weisen daher in aller Schärfe daraufhin, dass eine solche Praxis immer die seelische und geistige Unversehrtheit des Kindes gefährdet. In unseren Augen wird der Staat seiner gesetzlich definierten Schutzpflicht einfach nicht gerecht.“
Nicht nur die Abschiebung an sich und ihre Folgen für das Kind lassen die Mitglieder und Angestellten des Conni e.V. fassungslos zurück, auch der konkrete Ablauf der Abschiebung wird von dem Verein scharf kritisiert.
Dazu das Team des Kontaktcafés für Geflüchtete aus dem AZ Conni: „Nach unserer Kenntnis begann die Abschiebung gegen 23 Uhr, während der Vater seiner Arbeit in einer Tankstelle nachging. Sein Abflug nach Athen erfolgte nicht einmal 10 Stunden später vom Flughafen in Frankfurt am Main. Ihm war es nur kurz gestattet, sich von seiner Familie zu verabschieden und das Nötigste in einen Rucksack zu packen. Nicht einmal Reisepass, Ausweis und Geburtsurkunde wurden ihm zur Abschiebung ausgehändigt. Und was es für einen Geflüchteten bedeutet ohne Papiere in Griechenland zu leben, können wir uns alle ausmalen. Erinnern wir uns doch kurz an die Bilder von den Räumungen der von Flüchtlingen besetzten Häuser in Athen oder an die überfüllten Lager in Moria. Es braucht endlich ein Ende dieser unmenschlichen Abschiebe- und Lagerpolitik.“
Der Conni e.V. lässt sich von der jetzigen Situation nicht entmutigen und wird weiter an diesen und ähnliche Fälle erinnern. Der Vorstand des Vereins erklärt hierzu:
„Im Namen des gesamten Vereins möchten wir der Familie zunächst unsere volle Unterstützung und Solidarität zusichern. Wir sind froh, dass sich der Sächsische Flüchtlingsrat e.V., die linke Landtags-Abgeordnete Juliane Nagel und viele weitere Menschen dem Fall angenommen haben. Gemeinsam werden wir nicht nachlassen, diesen Skandal auf die Tagesordnung zu holen und alle Hebel in Bewegung zu setzen, bis die Familie wieder zusammengeführt wurde. Für uns ist aber auch klar, dass wir an dieser Stelle nicht mit unserem Engagement aufhören werden. Dieser Einzelfall zeigt exemplarisch auf, unter welcher Willkür Menschen, die in Europa nach einer Perspektive suchen, leben müssen – wenn sie es denn überhaupt über die tödlichen Außengrenzen schaffen. Wir werden nicht still sein, bevor allen Menschen eine sichere Einreise nach Europa gewährt wird und sie hier ein Leben in Frieden und Freiheit führen können.“
Dresden, den 22. Oktober 2019